Stillen braucht Ruhe und Geduld - besonders am Anfang
Stillen muss man lernen! Das gilt für das Baby genauso wie für die Mutter. Manchmal wird der Stillstart jedoch zusätzlich erschwert, z.B. wenn das Baby ein unruhiges Temperament hat oder Mutter und Kind ein herausforderndes Geburtserlebnis. Letztlich kann jegliche Form von Stress und gesundheitliche Beschwerden bei Mutter oder Kind das Stillen erschweren.
Wichtig ist, wenn der Start schwerfällt: bitte schnellstmöglich Rat einholen. Je früher eine Mutter Unterstützung bekommt, desto wahrscheinlicher ist es, dass bald schon Besserung einkehrt und sich keine unerwünschten Dynamiken einschleichen, so dass Stillen für alle entspannter wird. Also nicht zu lange warten!
Rat und Unterstützung gibt es bei Stillambulanzen in Krankenhäusern, Geburtshäusern und/oder Stillberaterinnen, teilweise kommen letztere auch nach Hause. Wenn ihr nicht wisst an wen ihr euch wenden könnt, fragt gerne bei uns nach.
Muss ich stillen?
Stillen ist gesund für Mutter und Kind und hat viele Vorteile - das ist erwiesen und steht außer Frage. Wir können euch auch viele gute Gründe für das Stillen auflisten, doch Fakt ist auch: wer nicht stillen möchte und/oder sich nicht gut dabei fühlt, der sollte sich nicht dazu zwingen. Jede Frau darf das für sich selbst entscheiden!
Um eine aufgeklärte und für sich passende Entscheidung fällen zu können, ist es jedoch wichtig sich rechtzeitig gut zu informieren und alle Vor- und Nachteile des Stillens für sich persönlich abzuwägen. Nur so gelangt man zu einer individuellen Entscheidung, mit der man sich wohl und gestärkt fühlt. Jede Mutter darf ihren eigenen Weg finden und gehen dürfen.
Was hat stillen mit Regulation zu tun?
Stillen hat vier unterschiedliche Facetten, sprich stillen ist:
Wenn ein Kind hungrig ist, reguliert es durch das Stillen sein Hungergefühl und hört auf zu trinken, wenn es satt ist. Es lernt somit sein Hunger- und Sättigungsgefühl zu regulieren. Stillen ist aber auch Nähe, Geborgenheit und Sicherheit. Manchmal beruhigen Babys sich in unsicheren Situationen oder bei großen Entwicklunsgsschritten über das Saugen und über den Körperkontakt, den sie beim Stillen haben. Dies kann auch im Einschlafprozess eine wichtige Hilfe sein, um zur Ruhe zu kommen und einschlafen zu können. Das nächtliche Stillen wiederum kann das Hungergefühl stillen, oder dem Baby helfen weiterzuschlafen.
All das bietet Stillen eurem Baby und all das ist auch Regulation. Je nach Alter, Entwicklungsstand und Temperament des Kindes kann die ein oder andere Facette durch eine alternative Regulation abgelöst werden, die unabhängig ist vom Stillen oder den Eltern. Es ist ein gemeinsamer Lernprozess, der feinfühlig und individuell begleitet werden muss und neben viel üben und dran bleiben auch einer eignen Haltung bedarf.
D.h. was möchten wir als Eltern? Was möchte ich als stillende Mutter und Frau? Nur wenn man für sich selbst Klarheit hat was man möchte, kann man dem Kind Sicherheit und Halt geben. Das heißt auch dass man auf die eigenen Bedürfnisse achten darf, damit Stillen für Mutter und Kind gleichermaßen positiv besetzt ist. Mit anderen Worten: keiner muss Dauernuckeln bis zu blutigen Brustwarzen ertragen, um ein Beispiel zu nennen.
1000 Wege führen nach Rom - das Abstillen
Jede Mutter kommt irgendwann an den Punkt, an dem sie sich mit dem Abstillen beschäftigt. Häufig gibt es die Idee Abzustillen, damit das Kind besser schläft. Aber das ist ein Mythos: Kinder die nur über das Stillen einschlafen, haben noch keine andere Regulationsstrategie um Schlafen zu können. D.h. in dem Moment in dem das Stillen wegfällt, wird der Schlaf für das Kind erstmal schwieriger. Einfacher ist es Stillen und Schlafen von einander zu entkoppeln und das Stillen nicht mehr in Regulationskontexten anzubieten. Dazu muss man nicht abstillen.
Aber wenn man selbst an einen Punkt kommt, in dem das eigene körperliche Bedürfnis ist, nicht mehr stillen zu wollen, dann ist es an der Zeit abzustillen. Beim Abstillprozess spielen u.a. folgende Punkte eine wichtige Rolle:
Je nach Alter und Reifungsprozess kann man unterschiedlich vorgehen. Das konkret Vorgehen können wir in einem Beratungsgespräch gerne gemeinsam überlegen. Ihr könnt aber auch immer eure Hebamme zu Rate ziehen oder eine Stillberatung in Anspruch nehmen.
Egal welcher Weg am Ende zum Abstillen gewählt wird – die eigene Haltung ist entscheidend! Bin ich als abstillende Person unsicher, dann verunsichere ich auch mein Kind. Bin ich hingegen entschlossen und klar, dann kann ich den Abstillprozess gut begleiten und meinem Kind Halt und Trost geben.
Last, but not least - Liebe Väter
entschuldigt, wenn wir euch hier etwas außen vorgehalten haben. Das Stillen ist biologisch eng an die Mutter gebunden, was aber nicht bedeutet, dass ihr nicht eine sehr wichtige und große Unterstützung für eure Partnerinnen seid. Wenn ihr hierzu Fragen habt kontaktiert uns gerne.
Stillen ist eine persönliche Entscheidung: jede Frau darf für sich selbst entscheiden! Wichtig ist eine gute Beratung und passende Unterstützungsangebote, wenn es nicht sofort klappt.
Stillen ist Regulation: Stillen ist nicht nur reine Nahrungsaufnahme: Stillen ist Beruhigung , Stillen ist Sicherheit, Stillen ist zur Ruhe kommen, Stillen ist Nähe und Bindung
Stillen und Abstillen sind ein Prozess: beides braucht Ruhe, Geduld und Klarheit.